Test: Denon AVC-X6700H

Schafft er dedizierten Heimkinogenuss?

Zu einem aktuellen Preis von 2.849,- € ist der Denon AVC-X6700H das Pendant zum Marantz SR8015 für 3.299,- € mit dem identischen Processing und der Anzahl an internen Endstufen. Gegenüber seinem Vorgänger beherrscht er nun das Processing von 13.2 Kanälen, weshalb er auch 2 weitere Lautsprecher-Terminals und Pre-Out Terminals bekommen hat. Selbständig befeuern kann er mit seinen internen Endstufen davon immerhin elf Kanäle gleichzeitig. Außerdem wurde ihm eine überarbeitete Videosektion mit 8K-Chip sowie die hochwertige Griffin Lite Engine aus dem Flaggschiff spendiert. Wir haben uns der Frage angenommen, welche akustische Performance der 6700er mit diesen Neuerungen bietet und wie er innerhalb der AV-Verstärker im Heimkinosektor einzuordnen ist. 

13.2 Processing und 11 Endstufen

Der AVC-X6700H wurde von Denon bereits 2020 vorgestellt und ist gegenüber seinem Vorgänger (X6500H) näher an die High-End Riege herangerückt. Dies bemerkt man an der eingangs erwähnten größeren Anzahl von Decoding-Kanälen.

Die 11 internen Endstufen ermöglichen ihm eigenständig ein 7.1.4 Layout zu befeuern, womit er den Mangel an begrenzter Einsatzfähigkeit seiner kleineren AVR-Geschwister abstreift, um potentiell eher im Revier des Flaggschiffs (X8500HA) zu wildern.

Denon traut ihm dies offenbar zu, denn der X6700H ist der kleinste Vertreter der "Premium-Range" des Herstellers.

Ein Detail, was uns besonders gut gefällt, ist die Möglichkeit ein 9.1.2 Layout zu realisieren. Dies kann mit der richtigen Planung hinsichtlich Lautsprecheraufstellung sowie Akustikmaßnahmen in Kombination mit einer qualifizierten Einmessung (unter Berücksichtigung der vorliegenden Raumeinflüsse auf den Klang) fantastisch klingen.

Ausstattung und Features

Wie alle aktuellen Geräte von Sound United (Mutterkonzern der Marken Denon, Marantz, Bowers & Wilkins, Rotel und Polk) verfügt der AVC-X6700H über eine reichhaltige Ausstattung moderner Features.

So ist das Gerät beispielsweise in der Lage, Sie mit Inhalten auf Basis von Dolby Atmos, DTS:X, DTS:X Pro, IMAX Enhanced und Auro 3D mit bis zu 13.2 Kanälen zu verwöhnen. Die beiden ADI Griffin Lite DSPs, die so auch im X8500HA zum Einsatz kommen leisten dabei einen sehr guten Dienst bei der Verarbeitung der 3D-Soundformate. 

Die Ausgabe des Bildes erfolgt über neueste HDMI-Spezifikationen wie 8K/60Hz und 4K/120Hz Pass-Through, VRR, ALLM, Dynamic HDR, HDR10+ und eARC.

Falls Sie ein Freund von Musik-Streaming sind, dann bietet Ihnen der Denon X6700H genussvolle Stunden mit Ihren Lieblingsklängen von Spotify, TuneIn Internet Radio, Amazon Music HD, TIDAL und mehr drahtlos über W-LAN mit HEOS Built-in.

Außerdem können Sie Ihre eigene Musik via Bluetooth oder Apple AirPlay 2 streamen sowie MP3 und sogar hochauflösende Audioformate (WAV, FLAC, ALAC und DSD 2,8/5,6 MHz Dateien) über USB oder Netzwerk abspielen. 

Der AVC-X6700H ist kompatibel mit Amazon Alexa, Google Assistant und Apple Siri zur bequemen Sprachsteuerung, hat einen leicht verständlichen Installations-Helfer und ist sehr leicht und intuitiv bedienbar, was ihn für Einsteiger attraktiv macht.

Mit der kostenpflichtigen Audyssey MultEQ-App hat man die (begrenzte) Möglichkeit, die Frequenzkurven und andere Parameter über Tablet oder Smartphone anzupassen.

Klang

Der generelle Klangcharakter des Denon AVC-X6700H (künftig 6700) entspricht dem größeren Geschwistermodell Denon AVC-X8500HA (künftig 8500) mit einem druckvollen Grundtonbereich und "effektigen" Details und ist begründet mit der allgemeinen Grundabstimmung aus dem Hause Denon. Klanglich verorten wir die akustische Provinienz des 6700 - ähnlich wie beim 8500 - bei der mittreißenden Umsetzung bei Actionfilmen im Bezug zur kraftvollen Tonalität und Detailierung.

Wir haben uns im akustischen Vergleich auch besonders am Marantz SR8015 (künftig SR8015) orientiert, da dieser dieselbe Ausstattung und dasselbe Processing aufweist, bei einem Aufpreis von ungefähr 500€ und somit den naheliegendsten Konkurrenten darstellt. Dazu mehr im Fazit. 

Hinsichtlich der Musikwiedergabe vertreten wir die Auffassung, das andere Komponenten in dieser Preisklasse (wie beispielsweise Anthem, Arcam, NAD oder Rotel) - gerade im Hinblick auf Stereokompetenz tendenziell etwas auflösender spielen, in der Feindynamik akzentuieren und eine minimal bessere Klangloslösung bieten.

Im Gegenzug verfolgt der Denon 6700 (mit seinem auf Nachdruck und der Imposanz ausgelegten Klangcharakter) eher das Ziel, im Filmgenuss zu begeistern. 

Dies gelingt ihm durchaus in der Darstellung von effektvollen und actiongeladenen Surround-Szenen, in denen man mit vor Staunem geöffnetem Mund und weit aufgerissenen Augen das Bildspektakel auf der Leinwand verfolgt, während die Filmeffekte den Betrachter begeistern. Die Dynamik des X8500HA erreicht er dabei nicht ganz, mit einem kleinen Lautsprechersystem reicht es dennoch, um reichlich Spaß zu haben.

Im Grenzbereich bietet das größere Geschwistermodell 8500 einfach noch etwas größere Leistungsreserven, was sich bei höheren Pegeln, größeren Räumen oder leistungshungrigeren Lautsprechern in einer druck- und kraftvolleren Basswiedergabe und mehr Grobdynamik äußert. 

Die Sprachwiedergabe des 6700 klingt grundsätzlich ähnlich charakterisiert und zeichnet sich durch eine ordentliche Auflösung aus, bei der die akustischen Schwerpunkte jedoch auf eine druckvolle Grundtonwiedergabe getrimmt sind. Im Detail kommt der 6700 fast an das Niveau seines großen Bruders heran, im oberen Lautstärkebereich lässt der Druck etwas früher nach.  

 

 

 

Messung der Leistungsparameter

Wir haben den X6700 auch einer Messung unterzogen, wobei wir uns allerdings auf die reinen Leistungswerte beschränkt haben. Im Stereobetrieb an 8 Ohm gemessen lieferte der AVC eine Leistung von 120 Watt - ohne ins Clipping zu kommen. 

Im Mehrkanalbetrieb, gemessen an 5 Kanälen ebenfalls bei 8 Ohm, erreichten wir ein Leistungsmaximum von 90 Watt, dies ist etwas weniger als der Marantz SR8015 schaffte. Im längeren Lasttest ist auffällig, dass die Lüfter relativ schnell beginnen hochzufahren und auch die damit verbundene Lärmkulisse ansteigt, was den empfindlichen Cineasten im Filmbetrieb durchaus stören könnte. Dieses Phänomen war in dieser Konstellation beim SR8015 so nicht der Fall, bei dem die Lüfter dezenter und leiser liefen. Das spricht für eine höhere thermische Belastbarkeit. 

Nach einer Weile greift beim Denon AVC-X6700H (ähnlich wie wir es auch schon bei anderen Modellen der Herstellers bei unseren Tests erfahren haben) die Schutzschaltung. In unserem Test schaltet das Gerät komplett ab, in den Notmodus "Thermal Protect" (auf der Anzeige ablesbar). Dies ist aber völlig in Ordnung und unsere dem Gerät zugemutete Strapaze nicht praxisnah, sondern rein messtechnisch begründet. 

Im Video können Sie live der Messung beiwohnen.

Fazit

Der Denon AVC-X6700H ist die aktuell günstigste Option, 11 Kanäle zu befeuern. Für kleine/mittlere Anlagen geht das mit diesem Gerät auch ganz gut. Die einfache Bedienbarkeit ist vorteilhaft für Einsteiger, die gerade erst mit der Leidenschaft für das Thema Heimkino begonnen haben und die reichliche Ausstattung, insbesondere mit den hochmodernen Features und der Zukunftsfähigkeit durch HDMI 2.1 und 8K, ist ebenfalls ein interessanter Aspekt. In Anbetracht seiner Preisklasse freuen wir uns, dass sich der X6700H durch die komplett abschaltbare Endstufensektion am X8500HA orientiert, lediglich auf die einzelne Abschaltfunktion gezielter Kanäle sowie das Mapping auf bestimmte Zuordnungsfälle wurde verzichtet.

Im Gesamtkontext unseres Vergleichs mit dem Marantz SR8015 hat der Marantz, überraschend - aber eindeutig(!) die Nase vorn. Beide Geräte besitzen dieselbe Austattung sowie dasselbe Processing. Jedoch sind wir zu der Einschätzung gekommen, dass der Marantz - aufgrund seiner audiophiler abgestimmten Klangcharakteristik, dem hochwertigeren Aufbau und der sogar etwas höheren Leistung - Vorzüge besitzt hinsichtlich einer gesamtakustischen Entfaltung im Raum. Der Marantz spielt beispielsweise bei Flötenstücken obenrum weniger vordergründig und direkt, dafür etwas wärmer/weicher in der Darbietung bei gleichzeitig mehr Schwingungen und Details. Im Mitteltonbereich ist er voller, im Grundtonbereich ein wenig kräftiger - ohne allerdings aufgedickt zu wirken. Im Bass ist er harmonischer, weil Schlagzeuge oder Effekte (beispielsweise Tür wird zugeschlagen) zum Grundton von Stimmvolumen und zur Lautstärke passen. Obendrein ist der Marantz thermisch belastbarer. 

Unter Abwägung all dieser Aspekte haben wir uns deswegen dazu entschlossen den Denon AVC-X6700H nicht in unser Sofortliefer-Sortiment aufzunehmen und empfehlen stattdessen Kunden mit dem Wunsch nach einem guten AV-Verstärker in der 3.000 € Klasse den Marantz SR8015. Wenn man die Klangabschätzung des 6700 hingegen grundsätzlich mag, aber noch etwas flexibler sein möchte im Bezug auf Endstufen-Mapping und Anzahl der Kanäle sowie die klanglichen Vorzüge auf einem etwas höheren Niveau genießen will, dann ist man mit dem Kauf eines Denon AVC-X8500HA bestens versorgt.